Ich arbeitete am Grossprojekt „LötschbergBasis Tunnel“ bei der Inbetriebnahme und den Testfahrten mit. Im folgenden Bericht blicke ich auf das zukünftige Projekt Gotthard Basistunnel.
Nach den Hochgeschwindigkeitsstrecken „Mattstetten-Rothrist“ (SBB), sowie „Lötschberg Basistunnel“ (BLS) ist Thales mit der Planung und Realisierung der Sicherungsanlagen für die Hochgeschwindigkeitsstrecke „Gotthard Basistunnel“ beauftragt. Dieses grosse Projekt wird vom Generalunternehmer für Sicherungsanlagen kompetent und mit grossem Einsatz abgewickelt.
Die Realisierungsphase beinhaltet die Gesamtprojektleitung, die Entwicklung, Projektierung, Integration, Installation, Inbetriebnahme, Validierung und die Sicherheitsnachweisführung der einzelnen Teilsysteme und der gesamten Sicherungsanlage.
Der Basistunnel am Gotthard -mit 57km der längste Tunnel der Welt- ist das Herzstück der NEAT. Er besteht aus zwei einspurigen Tunnelröhren, welche durch Querschläge miteinander verbunden sind. In den zwei Multifunktionsstellen in den Drittelspunkten des Tunnels sind Spurwechsel und Nothaltestellen, technische Räume für den Bahnbetrieb sowie Lüftungsinstallationen untergebracht. Das Volumen des Ausbruches der Tunnelröhren entspricht etwa dem fünffachen der Cheopspyramide.
Die Realisierung einer Flachahn auf der neuen Gotthardstrecke erlaubt im Gütervekehr eine wirtschaftlichere Produktion; der Hauptvorteil für den Personenverkehr liegt in der massiven Verkürzung der Fahrzeiten. Die Flachbahn ermöglicht die Fahrt mit gegenüber heute längeren Güterzügen, welche bis doppelt so schwer sein können(4000t statt der heutigen 2000t). Die schnellsten Güterzüge werden bis 160 km/h fahren – doppelt so schnell wie heute. Auf den bestehenden Linien im Alpenraum verunmöglichen die Steigungen und engen Kurvenradien den Einsatz solcher Züge. Nach dem Bau der Flachbahn werden für die gleiche Transportmenge weniger Lokomotiven, Personal und Energie benötigt.
Die Realisierung der Sicherungsanlagen wurde Ende 2009 beauftragt. Dieser Auftrag umfasst die vier Leistungspakete „Stellwerk“, „ETCS“, „Bahnleittechnik“ und „Integration Sicherungsanlagen“. Das Stellwerk steuert und überwacht die Weichen; ETCS übermittelt per Funk die Fahrerlaubnis auf den Monitor des Führerstandes; Bahnleittechnik nimmt den Fahrdienstleiter viele manuelle Tätigkeiten ab und automatisiert diese. In der Integration werden wie beim Lötschberg Basistunnel die Systeme integriert und von uns Testingenieuren getestet. Um die Sicherungsanlage betriebsbereit zu machen wurde ein stufenweises Vorgehen gewählt. Die einzelnen Produkte werden einem Produkttest beim Hersteller unterzogen, dann werden die Produkte im Gotthardlabor Zürich zur Gesamtanlage integriert und werkgetestet. Ein erster Feldtest findet auf der Tunnelstrecke Bodio-Faido West anfangs 2013 statt. Weitere Funktionalitäten werden entwickelt, zuerst im Labor und dann im Feldtest verifiziert, sodass dem Fahrplanbetrieb ab Ende 2017 nicht im Wege steht.
Chris, 12/2009