Gotthard-Basistunnel: Begeisternde Bahntechnik

 2012

Ich arbeite seit 2007 am Grossprojekt „Bahntechnik Gotthard-Basistunnel“ mit und führe Tests im Gotthard-Labor (GLAB) in Zürich durch, damit die Anlagen vor Ort im Tunnel sicher und schnell in Betrieb genommen werden können. Auftraggeberin dieses Jahrhundertprojektes ist die AlpTransit Gotthard. Ich arbeite bei Thales, das zum Auftragnehmer-Konsortium Transtec Gotthard gehört und gebe einen Einblick in die Test-Tätigkeiten.

Damit der Betrieb Ende 2016 mit der erforderlichen Funktionalität aufgenommen werden kann, werden die einzelnen Systemkomponenten im Rahmen von Testkampagnen ausführlich auf Erfüllung der Anforderungen und Kompatibilität innerhalb des Gesamtsystems getestet.

Diese Tests werden stufen- wie auch phasengerecht durchgeführt. Anhand der Tests sollen eventuelle Fehler frühzeitig entdeckt werden, um die notwendigen Korrekturen vorzunehmen und den Anforderungen an höchste Sicherheit und Qualität gerecht zu werden. Zu diesem Zweck wurde im GLAB die Innenanlage der Sicherungsanlagen bestehend aus vier elektronischen Stellwerken ELEKTRA, dem ETCS Radio Block Center (RBC), der Bahnleittechnik und dem SA-Datennetz aufgebaut.

Mithilfe einer Simulationsumgebung werden die Elemente der Aussenanlage sowie der nicht im GLAB aufgebauten Nachbarsysteme zur Verfügung gestellt. Diese simuliert beispielsweise die Züge, die Weichen, die Achszähler und viele weitere Elemente. Speziell hervorzuheben sind Leistungsmerkmale, welche die Simulation von bis zu 90 Zügen bzw. ETCS On Board Units (OBU) ermöglicht. Mit der Test- und Simulationsumgebung können vorgängig definierte Testfälle automatisiert und wiederholt durchgeführt werden.

Durch eine stufenweise Releaseplanung können die zugehörigen Testfälle frühzeitig geplant und die notwendigen Ressourcen bereitgestellt werden. Die einzelnen Bestandteile der Software- und Projektierungsreleases werden bereits durch die Lieferanten in deren Werk getestet. Diese Bestandteile werden darauffolgend ins GLAB geliefert und in das entsprechende Teilsystem integriert. Nach dieser Eingangskontrolle werden die Releases der eigentlichen Testkampagne unterzogen. Die Sicherheit und Funktion des Gesamtsystems wird geprüft und dokumentiert.

Wird der Gesamtsystemtest positiv abgeschlossen, erfolgt die Freigabe der Software-/ Projektierungsreleases zur Lieferung auf die Anlage vor Ort.

Im Tunnel wird die Inbetriebnahme des Tunnelabschnitts Faido-Bodio in der Weströhre frühzeitig durchgeführt, die Testkampagne erfolgt und noch während der Ausrüstungsphase des restlichen Projektperimeters. Mit diesem Vorgehen werden Erkenntnisse zu den Testabläufen und der Funktionstüchtigkeit der eingebauten Komponenten gewonnen, um hinsichtlich der weiteren Inbetriebnahmen im gesamten Projektperimeter sinnvolle Optimierungen vorzunehmen zu können.

Die Systeme des Tunnelabschnitts Faido-Bodio entsprechen dem Endausbau und weisen diejenige Funktionalität auf, welche für die Tests dieses Abschnitts benötigt werden. Das Testteam führt die Tests im Feld durch und protokolliert die Resultate. Im Unterschied zum GLAB werden hier die realen Aussenanlagen und Nachbarsysteme getestet. Da viele Tests schon im GLAB durchgeführt wurden, sollten die Ergebnisse denjenigen des Labors entsprechen. Bei abweichenden Testresultaten werden die Testschritte und die resultierenden Systemreaktionen analysiert und die Ursachen dafür ermittelt und wenn notwendig korrigiert. Mit diesem Vorgehen kann die Anlage der Auftraggeberin termingerecht übergeben werden.

Mit realen Zugfahrten wird nicht nur die Bahntechnik getestet, sondern auch Systeme von weiteren Lieferanten. Diese Testfahrten erfolgen mit steigender Zugsgeschwindigkeit, bis die für diese Testphase vorgesehene Maximalgeschwindigkeit von 230 km/h erreicht ist.

Die Schienen im Gotthard-Basistunnel sind noch nicht fertig verlegt, bei Thales im GLAB fahren die Züge schon mit Höchstgeschwindigkeit durch den Gotthard-Basistunnel.

Chris 12/2011

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